Bundesverband Beruflicher Naturschutz e.V.
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Tagung: Naturschutz im Wald - gemeinsam effizient gestalten

Am 17.10.2018 veranstaltete die BBN- Regionalgruppe Rheinland-Pfalz eine Fachtagung zum Thema „Naturschutz im Wald – gemeinsam effizient gestalten“ auf dem Campus der Technischen Hochschule Bingen.

Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Naturerholung, Biotopverbund und Artenschutz sowie vieles mehr - bieten dies der Wald und die Forstwirtschaft nicht alles ohnehin schon lange? Welche Rolle kommt hier dem Naturschutz zu? Wo liegen gemeinsame Ziele, Strategien und Arbeitsfelder, wo Zieldivergenzen oder vielleicht auch Vorbehalte oder Missverständnisse, die überwunden werden sollten?

Aktuelle Herausforderungen durch katastrophale Sturm- und Starkregenereignisse und zunehmende Trockenphasen können nur bewältigt werden, wenn gleichzeitig auch Natura-2000-Schutz, Umsetzung der nationalen und der rheinland-pfälzischen Biodiversitätsstrategie sowie naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen im Wald fachgerecht entwickelt werden.

Gerade in einem Bundesland wie Rheinland-Pfalz mit einem Waldflächenanteil von über 42 Prozent spielt die Frage, wie Naturschutz und Forstverwaltung miteinander arbeiten und wie sie ihre begrenzten finanziellen und personellen Mittel nutzen, eine entscheidende Rolle. Offenheit und Flexibilität sind gefragt. Der gegenseitige Einblick in Forschung und Arbeitspraxis im Rahmen der Tagung soll das fachliche Verständnis fördern und zu neuen Ansätzen der Zusammenarbeit führen.

Im Rahmen des Klimawandels rücken geeignete Herkünfte und Baumartenwahl ebenso in den Fokus, wie Konzepte zur  Diversifizierung sowie die Feinjustierung des Arten- und Biotopschutzes. Hieraus ergeben sich viele Fragen: Wie viel Wald soll zur nutzungsfreien Wildnis entwickelt werden? Welches Ausmaß an Holzeinschlag verträgt unser Wald? Als wie invasiv muss die Douglasie betrachtet werden und wie viel Buche brauchen wir? Wie kann die gute fachliche Praxis konkreter gefasst werden? IM Rahmen der Tagung war die Gelegenheit geboten, aktuelle Erkenntnisse aus  Wissenschaft und  Praxis zu beleuchten und miteinander zu diskutieren.

Die Tagung war mit ca. 130 Teilnehmern sehr gut besucht. Landesforsten Rheinland-Pfalz unterstützte die Tagung aktiv mit mehreren Referenten. Viele Teilnehmer kamen aus der Forstverwaltung ebenso wie von Naturschutzbehörden und Büros.

Einführend erläuterte Prof. Klaus Werk aktuelle Entwicklungen im Naturschutz. Britta Kreuselberg vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium erläuterte stellte die Biodiversitätsstrategie des Landes vor und ging auf die Umsetzung im Staatswald ein. Ludwig Simon vom Landesamt für Umwelt ging zum Thema Artenschutz im Wald insbesondere auf Haselhuhn und Grauspecht ein und stellte konkrete Beispiele für Artenschutzmaßnahmen im Wald vor. Dr. Peter Meyer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt referierte zu naturschutzfachlichen Aspekten bei der Baumartenwahl. Insbesondere hob er hervor, dass die Anpassungsfähigkeit autochthoner Wald-Ökosysteme nicht unterschätzt werden sollte und dass die Förderung „neuer Wald-Ökosysteme“ mit eingeführten Baumarten als Anpassungsmaßnahme aus Gründen der Holzproduktion zwar naheliegt, aber auch erhebliche Unsicherheiten birgt. Dr. Sandra Skowronek vom BfN ging auf die Verwendung von gebietseigenen Gehölzen und gebietseigenem Saatgut, Vorkommens- und Herkunftsgebiete sowie Zertifizierung ein. Von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft berichtete Dr. Patricia Balcar über Potenziale zur Integration von Naturschutz in die Waldbewirtschaftung. Auch das Thema Kompensation im Wald wurde schwerpunktmäßig aufgegriffen. Zunächst berichtete Michael Ley von der Zentralstelle der Forstverwaltung zur Planung von Kompensationsmaßnahmen im Wald über die Forsteinrichtung. Anna Adelt von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz stellte anschließend Maßnahmen vor, die aus Ersatzzahlungen gefördert werden (MAE). Dabei handelt es sich um bestimmte Maßnahmentypen, für die im Wald ein hohes Potenzial gesehen wird. Barbara Schmid von der UNB Alzey-Worms stellte dann an einem Beispiel aus der Praxis die Planung und Umsetzung eines Ökokontos im Privatwald vor.

Moderiert wurde die Tagung von verschiedenen Mitgliedern des BBN-Landesvorstandes.

Im Anschluss fand die Mitgliederversammlung der BBN-Landesgruppe Rheinland-Pfalz statt, bei der mögliche zukünftige Tagungsthemen und Aktivitäten der Landesgruppe besprochen wurden. Als Themen wurden dabei z.B. die gebietseigene Begrünung, Grünlandkartierung sowie die Personalknappheit in der Naturschutzverwaltung und die Situation bei Aus- und Weiterbildung hervorgehoben.